Wo Österreichs älteste Almen stehen
Rund um Großglockner und Großvenediger locken einzigartige Ausflugsziele. Manche der 350 Almen sind leicht erreichbar, andere liegen mitten in Osttirols Outback
Rast am Fuße des Großglockners ©OeW_Tirol_864
Oben schlafen und am nächsten Morgen im Stall helfen? Oder doch lieber nach einer
Jause mit Bergkäse und frischer Buttermilch wieder zurück in die Zivilisation? Insgesamt locken im Nationalpark Hohe Tauern 350 Almen. Manche liegen versteckt in der absoluten Bergeinsamkeit, andere sind sogar mit dem Kinderwagen erreichbar. Die 25 schönsten Osttiroler Ausflugsziele mit Ausschank und teilweise sogar Übernachtungsmöglichkeit bündelt die Broschüre „Almerlebnis“. Wer sich lieber persönlich den Weg weisen lässt, kann auch erfahrenen Nationalpark-Rangern durch die Bilderbuchwelt folgen, aus der mit Großglockner (3798 m) und Großvenediger (3657 m) die höchsten Berge Österreichs herausragen. Und es dabei gefühlt sogar bis in den Himalaya schaffen.
Denn wie ein tibetisches Bergdorf muten die Jagdhausalmen an, die auf gut 2000 Metern Höhe im hinteren Defereggental liegen: 15 steinerne Häuser und eine Kapelle, die schon seit dem 13. Jahrhundert der Witterung trotzen und als die älteste Almsiedlung Österreichs unter Denkmalschutz stehen. Südtiroler Bauern verbringen hier mit mehr als 300 Jungrindern den Sommer – und freuen sich immer über Gäste und Abwechslung. Von St. Jakob aus führt der Weg zunächst zum „Oberhauser Zirbenwald“, der sich über 200 Hektar erstreckt und zu den größten zusammenhängenden Beständen im gesamten Alpenraum gehört. Die Ganztagestour, zu der die Ranger von Juni bis September einladen, ist technisch zwar leicht zu meistern, erfordert aber Ausdauer. Wer genügend Energie mitbringt, wandert noch ein kleines Stück weiter zum Pfauenauge – einem kleinen See, der oberhalb der Jagdhausalmen auch an heißen Sommertagen Erfrischung garantiert.
Jagdhausalm - die älteste Almsiedlung Österreichs ©NPHT Martin Kurzthaler
Die meisten Almen liegen in der Außenzone des Nationalparks Hohe Tauern und machen mit fast 27.000 Hektar Fläche 44 Prozent des gesamten Terrains aus. „Dieser hohe Anteil an Kulturlandschaft ist eine absolute Besonderheit“, so Thomas Steiner vom Nationalpark Hohe Tauern. Weil die Bauern die Bergwiesen seit alters her mähen und weil sie so das Buschwerk im Zaum hielten, konnten hier im Laufe der Jahrhunderte die artenreichsten Lebensgemeinschaften Österreichs entstehen. „Erst kommen die Pflanzen, dann die Tiere“, erklärt Thomas Steiner und man versteht, warum dem Nationalpark die Erhaltung der traditionellen Almwirtschaft, die selbstverständlich ohne jegliche Spritzmittel und Handelsdünger auskommt, so wichtig ist.
Frisch gemähte Bergwiesen ©OW_Peter Blaha
Urlauber freuen sich derweil über die malerische Postkarten-Idylle, die inzwischen sogar eine Schweizer Schokoladenfirma für sich entdeckt hat. Seit 2007 hat der Nationalpark gemeinsam mit Kraft Foods sechs „Milka-Almen“ ausgezeichnet und gefördert, die durch traditionelle Bauweise und nachhaltige Bewirtschaftung besonders hervorstechen. Eine von ihnen ist die Arnitzalm, die auf 1848 Meter Höhe liegt und die man von Matrei aus in gut zwei Stunden erreicht. Die Heimatfilm-Kulisse bestimmen urige Holzhütten, über die der Großglockner am Horizont wacht. Fünf Bauern kümmern sich im Sommer um Milchkühe, Kälber, Jungrinder und Schafe, während sich die Wanderer in der Jausenstation Graukäse, Buttermilch und Joghurt aus eigener Produktion schmecken lassen. Zu den schönsten Ausflugszielen gehört auch die Hofalm, die auf 1824 Meter Höhe sogar mit einem eigenen Museum lockt, das stilecht in einem Stall aus dem 19. Jahrhundert untergebracht ist und Einblicke ins traditionelle Almleben gewährt.
Almerlebnis pur auf der Arnitzalm ©NPHT
Mit der Kuh auf du und du, vorbei an Ziegen, Schafen und Pferden, vielleicht unterwegs kurz mit dem Hirten übers Wetter reden und sich in der Käserei Bergkräuter-Aromen auf der Zunge zergehen lassen: Die Ausflüge in die Osttiroler Gipfelwelt sind echte Zeitreisen und stecken voller authentischer Erlebnisse. Wer mag, kann sich seine persönliche Almhopping-Tour zusammenstellen und tagelang am Stück durch den Nationalpark streifen. Oder soll’s nur ein kleiner Spaziergang mit großen Ein- und Ausblicken sein? Bei Familien steht die Berger Alm im Dorfertal hoch im Kurs: Von Kals aus führt der Weg eine dreiviertel Stunde sanft ansteigend durch die spektakuläre Dabaklamm nach oben. Während die Berger Alm für ihre legendären Preiselbeerkrapfen und den Apfelstrudel bekannt ist, punktet die Pebellalm im Virgental mit Wildspezialitäten aus eigener Jagd. Besonderer Tipp: Wer sich hier einquartiert, erlebt nicht nur das Almleben hautnah, sondern kann in der Dämmerung sogar einmal auf die Pirsch gehen.
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